Die 7 Säulen der Resilienz

Kristina Stifter

5. Mai 2023

Was zeichnet Resilienz als unsere Flexibilitätskompetenz und psychische Widerstandskraft aus? Resilienz hat viele Stellschrauben, an denen wir drehen können. Und es gibt verschiedene Sichtweisen wie wir unser Immunsystem unserer Seele stärken können.

4 Grundhaltungen + 3 Praktiken
= 7 Säulen der Resilienz

Das Resilienzmodell der sieben Säulen beschreibt Dr. Franziska Wiebel in vier Grundhaltungen und drei Praktiken wie folgt:

  • Akzeptanz
  • Ziel-/ Lösungsorientierung
  • soziale Bindung
  • gesunder Optimismus
  • Selbstwahrnehmung
  • Selbstreflexion
  • Selbstwirksamkeit

Was bedeutet Akzeptanz?

Akzeptanz ist ein wichtiger Schlüssel für ein entspannteres Leben. Denn die Grundhaltung, Situationen so zu sehen, wie sie wirklich sind – ohne jegliche Wertung – senkt das Potential immens, genervt oder verärgert zu sein.

Wir können die Tugend der Akzeptanz auf verschiedenen Ebenen kultivieren:

  • Akzeptanz deines Umfelds

Lerne zu akzeptieren, was du nicht ändern kannst.

Es gibt Rahmenbedingungen, auf die wir keinen Einfluss darauf haben. Zum Beispiel, welches Thema unseren Chef gerade umtreibt oder welchen Anspruch andere Menschen an etwas haben. Was wir ändern können, ist, wie wir auf die Welt blicken. Wollen wir uns frustriert und ohnmächtig fühlen, oder lenken wir unsere Aufmerksamkeit, auf das, was wir selbst tun und verändern können?

  • Selbstakzeptanz

Akzeptiere dich selbst – mit all deinen Fehlern und Talenten.

Oft sind wir selbst unser größter Kritiker. Tolerant und großzügig zu sein, fällt uns oft bei anderen viel leichter als uns selbst gegenüber. Darum ist es hilfreich, wenn wir uns mit all unseren Ecken und Kanten annehmen können, uns selbst nicht verurteilen, sondern jeden Fehler oder Mangel als Lernfeld betrachten. Wie schaffe ich es also, freundschaftlich mit mir im Dialog zu sein, um weiter lernen und wachsen zu können?

  • Meta-Akzeptanz

Wir akzeptieren, dass wir etwas nicht akzeptieren.

Hilfreich kann es für uns sein, Akzeptanz auf einer höheren Ebene auszuüben – vor allem, wenn wir etwas nicht akzeptieren können oder wollen. Dann begeben wir uns auf eine Meta-Ebene, um mit mehr Distanz auf die Sache zu schauen. Zum Beispiel, wenn wir mit dem Verhalten eines Kollegen oder einer Kollegin überhaupt nicht einverstanden sind, können wir innerlich ruhiger damit ungehen, wenn wir akzeptieren, dass wir dieses Verhalten für uns nicht akzeptieren.

Ziel- und Lösungsorientierung

Hier geht es darum, dass wir den Fokus nicht auf das Problem richten, sondern unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, wie wir damit umgehen möchten. So vertraut die Beschäftigung mit einem schwierigen Thema für uns auch sein mag, dies hilft uns in der bestehenden Situation nicht wirklich weiter. Es ist wie es ist. Wir fragen uns vielmehr: Was müsste anders sein, damit die Situation ein bisschen besser wird? Was kann ich tun, damit es für mich etwas angenehmer wird? Wir setzen unsere Energie also dafür ein, nicht lange zu lamentieren, sondern uns konkret zu überlegen, welche nächsten Ziele realistisch und umsetzbar sind, um mit kleinen Schritten, Erfolge bei der Problemlösung realisieren zu können.

Soziale Bindung

Es ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen, ein angemessenes Maß an sozialer Unterstützung zu haben. Wie umfangreich das persönliche Netzwerk ist, ist indivduell ganz unterschiedlich. Daher schauen wir uns hier an: Welche sozialen Kontakte habe ich und wie pflege ich diese? Ist dies für mich passend und ausreichend? Wen kann ich beruflich, privat oder von extern um Hilfe bitten, wenn es mal eng für mich wird? Es ist wichtig, dass wir uns dies bewusst machen, da wir in besonders stressigen Zeiten meinen, alles alleine schaffen zu müssen und dabei vergessen, dass wir um Unterstützung bitten können.

Gesunder Optimismus

Bist du eher ein Optimist oder ein Pessimist? Egal, welcher Typ du bist, Menschen neigen dazu, sich viel mehr mit negativen Gedanken zu beschäftigen als mit den positiven. Gesunder Optimismus heißt nicht, wir malen uns die Welt rosarot, sondern dass wir die Dinge ausgeglichen betrachten. Gesunder Optimismus heißt, wir geben den kritischen Stimmen genauso viel Raum, wie den positiven Einschätzungen dazu, in welche Richtung Situationen sich verändern können.

Selbstwahrnehmung

Die Selbstwahrnehmung ist der erste und wichtigste Schritt, wenn wir Resilienz praktizieren wollen. Was nehme ich wie wahr? Welche Emotionen und Körpersignale empfange ich gerade?

Nur wenn wir etwas beobachten und Unterschiede (was macht etwas besser oder schlechter) wahrnehmen, dann können wir uns weiterentwickeln. Ohne Wahrnehmung – keine Reflexion und kein Gefühl von Selbstwirksamkeit.

Selbstreflexion

Nach der Wahrnehmung (aha, so habe ich etwas erlebt) erfolgt die Nachbetrachtung der Situation und meines Verhaltens mit etwas Abstand (warum habe ich reagiert, wie ich reagiert habe). Selbstreflexion ist also die Fähigkeit, über das eigene Denken, Fühlen und Handeln nachzudenken und sich selbst kritisch zu betrachten. Es geht darum, uns bewusst zu machen, welche Werte und Überzeugungen uns prägen, eigene Verhaltensmuster besser zu verstehen und so neue Perspektiven zu gewinnen.

Selbstwirksamkeit

Nach der Wahrnehmung und der Reflexion folgt, dass wir uns Klarheit über unsere Selbstwirksamkeit verschaffen. Wir verstehen dabei, dass jedes Tun und jedes Nichts-Tun eine Wirkung hat. Wir erkennen, dass unser Verhalten (egal ob bewusst oder unbewusst) immer eine Auswirkung mit sich bringt. Je mehr wir uns darin üben, wahrzunehmen und zu reflektieren, desto bewusster können wir Entscheidungen treffen, wie wir reagieren und uns verhalten wollen. Dieses Verständnis hilft uns dabei, dem Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins zu entkommen. Wir entwickeln dabei Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten, einen Einfluss auf unsere eigene Umwelt nehmen zu können.

Ursprung und Basis für dieses – und viele andere Modelle auch – ist das Säulenmodell von Ursula Nuber. Die ursprünglichen Säulen heißen hier:

  • Optimismus
  • Akzeptanz
  • Lösungsorientierung
  • Opferrolle verlassen
  • Verantwortung übernehmen
  • Netzwerkorientierung
  • Zukunftsplanung

Mehr zum Thema:

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Akzeptanz als Grundrezept für mentale Stärke und Resilienz
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Über die Autorin

Kristina Stifter

Kristina Stifter ist zertifizierte Resilienztrainerin, ganzheitlicher Coach, Meditationslehrerin und Anusara Inspired Yoga Teacher. Sie verfügt auch über eine langjährige Erfahrung als Betriebswirtin mit Schwerpunkt Marketing/Unternehmenskommunikation im Top Management in der IT-Branche. Sie hat 2022 die Sinnstifterei als lebendige Werkstatt für Resilienz und Achtsamkeit gegründet. Ihr Ziel ist es, die mentale Gesundheit von Menschen nachhaltig zu stärken.

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