Resilienz-Definition: Was ist Resilienz?

Kristina Stifter

24. März 2023

Ob als Immunsystem deiner Seele, als psychische Widerstandskraft oder Flexibilitätskompetenz. Die Definitionen zu Resilienz sind vielfältig. Hier stelle ich dir hilfreiche Definitionen vor, um zu verstehen, was mit dem Begriff Resilienz eigentlich gemeint ist.

Die Bedeutung von Resilienz im Wortsinne

Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Lateinischen. Da hat das Wort „resilire“ die Bedeutung von „zurückspringen“, „abprallen“ und „nicht anhaften.

Der Duden beschreibt Resilienz als „psychische Widerstandskraft“ und als „Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“.

Was sagt die Wissenschaft über Resilienz?

Das Wort Resilienz tauchte zuerst in der Physik und der Materialwissenschaft auf. Hier beschreibt Resilienz, die physikalische Fähigkeit eines Körpers oder Materials, nach Veränderung der Form – zum Beispiel unter Druck oder Belastung – wieder in seine Ursprungsform zurückzukehren.

Die Theorie der Resilienz wird in vielen Disziplinen untersucht und beständig weiterentwickelt. Dazu zählen: Psychologie & Soziologie, Gesundheits- und Neurowissenschaften, aber auch Wirtschafts- und Politikwissenschaften.

Resilient können nicht nur Menschen sein, sondern auch andere, kleinere und größere Systeme. So findet sich der Begriff in der Pädagogik, Sozialökologie, Neurobiologie, Gesundheitswissenschaften, Gerontologie, Soziologie, Ökonomie, Politikwissenschaft, Kommunikationstechnologie, Ingenieurwesen, Katastrophensoziologie, Wirtschaftsgeographie, Urbanistik, Agrarwissenschaft, Energiewirtschaft bis hin zur Resilienz von Ökosystemen.

Resilienz in der Wirtschaft

Eine Jury aus Medien- und Wirtschaftsvertretern hat „Resilienz“ zum Wirtschaftswort des Jahres 2022 gekürt. In Zeiten von zahlreichen Krisen und Herausforderungen ist dies ein deutlicher Beleg dafür, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Resilienz am Wirtschaftsstandort Deutschland inzwischen ist.

Sich möglichst rasch auf Veränderungen einzustellen ist eine wichtige Kernkompetenz – sei es beim Einsatz von Geschäftsmodellen, bei der Gestaltung von Lieferketten oder in der Selbstführung und der Personalführung. Zu erkennen, wo Stressquellen und Risikofaktoren liegen und besser zu verstehen, wie Stress, Leistungsfähigkeit und Entspannung zusammenhängen, ist für eine gesunde und nachhaltige Entwicklung von Menschen und Unternehmen essentiell.

Führungskräfte können Methoden zur Stärkung von Resilienz nicht nur für sich selbst erfolgreich nutzen, sondern sie sind mit ihrem Verhalten in ihrer Vorbild-Rolle, bewusst oder unbewusst, eine wichtige Orientierungshilfe für ihre Teams und das Arbeitsumfeld.

Ist Resilienz eine Fähigkeit oder ein Prozess?

Lang verbreitet war die Beschreibung von Resilienz als eine angeborene Fähigkeit, wie gut man mit Krisen umgehen kann. Sprich: ein Mensch besitzt ein bestimmtes Maß an resilienten Fertigkeiten oder er besitzt diese nicht.

In der aktuellen Resilienzforschung ist vielmehr die Rede von einem dynamischen Anpassungsprozess, der in jedem Menschen angelegt ist. Unsere Fähigkeit, wie wir mit Widrigkeiten im Leben umgehen, kann gelernt und trainiert werden und entwickelt sich dadurch beständig weiter.

Die Grundannahme ist also: Jeder Mensch ist resilient. Wie genau er dies jedoch in der Praxis umsetzen kann, hängt von seinem gelernten Verhalten aus seinen persönlichen Erfahrungen ab. Sprich: Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern ein sozialer und variabler Prozess, der abhängig ist von Verhaltensweisen, Persönlichkeitsmerkmalen und Zugang zu Schutzfaktoren und Ressourcen.

Psychologische Resilienz wird vom Leibniz-Institut für Mainz (LIR)  „heute nicht mehr als festes Charaktermerkmal, welches seinem Träger Widerstandskraft gegen Traumatisierungen und Krisen verleiht, verstanden, sondern als das Ergebnis („Outcome“) einer guten psychischen Gesundheit trotz Belastungen, also als die Aufrechterhaltung oder rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während und nach schwierigen Lebensphasen.“

Resilienz-Definition als Immunsystem deiner Seele

Mit dem Immunsystem unseres Körpers setzen wir uns regelmäßig auseinander. Vor allem bei lang anhaltenden Schmerzen und körperlichen Beschwerden sind wir es gewohnt, auch nach unserem Immunsystem zu schauen. Das kennen und stärken wir als körpereigenes Abwehrsystem unseres Organismus gegen Fremdstoffe und Krankheitserreger.

In Analogie dazu ist Resilienz als Immunsystem der Seele zu verstehen. Es dient uns dabei, Angriffe (Stressoren) auf unsere mentale Gesundheit abzuwehren. Indem wir unsere Anpassungsfähigkeit, auch Flexibilitätskompetenz genannt, ausbauen und kräftigen – umso lebensfähiger und mental gesund bleiben wir bei Krisen im Beruf oder im Alltag. Eine ausgeprägte Resilienz und innere Widerstandskraft verhindert, dass bestehende Probleme und Risikofaktoren uns langfristig schaden, z. B. durch Erschöpfung, Depression oder Burnout.

Resilienz ist auch eine Frage der inneren Haltung (Mindset): Wenn wir Unveränderliches und uns selbst annehmen und akzeptieren können, wenn wir bereit sind, Lösungen für anstehende Veränderungen zu finden, und wenn wir uns um soziale Unterstützung kümmern und eine eher optimistische Grundeinstellung haben, dann sind wir gut vorbereitet für die kleinen und großen Herausforderungen des Lebens.

Resilient zu sein heißt, sich und anderen Raum geben

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum haben wir die Macht über unsere Reaktion. In unserer Reaktion liegt unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“ So lautet das berühmte Zitat von Viktor Frankl, der die Gräuel der Nazizeit als 40jähriger Psychologe miterlebt und das lesenswerte Buch „Trotzdem Ja zum Leben“ geschrieben hat. Und die Psychotherapeutin Virginia Satir fasst es so zusammen: „Das Leben ist wie es ist. Wie wir darauf reagieren, macht den Unterschied.“

Doch wann geben wir uns und unseren Entscheidungen wirklich Zeit und Raum? Wieviel Raum geben wir anderen, sich auszudrücken und sich zu entfalten? Wie oft reagieren wir impulsiv und emotional und wann treffen wir eine bewusste Entscheidung, wie wir uns wirklich verhalten und reagieren möchten?

Inspiriert von diesem Verständnis von Resilienz und meiner eigenen Meditationserfahrung, dass zwischen jedem Atemzug ein Innehalten durch die Atempause entsteht, lautet meine persönliche Definition:

„Resilient zu sein heißt, sich und anderen Raum zu geben.“

Kristina Stifter

Mehr zum Thema: Die 7 Säulen der Resilienz

Über die Autorin

Kristina Stifter

Kristina Stifter ist zertifizierte Resilienztrainerin, ganzheitlicher Coach, Meditationslehrerin und Anusara Inspired Yoga Teacher. Sie verfügt auch über eine langjährige Erfahrung als Betriebswirtin mit Schwerpunkt Marketing/Unternehmenskommunikation im Top Management in der IT-Branche. Sie hat 2022 die Sinnstifterei als lebendige Werkstatt für Resilienz und Achtsamkeit gegründet. Ihr Ziel ist es, die mentale Gesundheit von Menschen nachhaltig zu stärken.

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