Auszeit nehmen: Warum Pausen unverzichtbar für deine Resilienz sind

Kristina Stifter

30. Mai 2024

In einer Welt, die sich immer schneller dreht und stetig neue Anforderungen an dich stellt, wird das Konzept der Resilienz – die Fähigkeit, Herausforderungen und Rückschlägen flexibel zu begegnen – zunehmend wichtiger. Ein zentraler Baustein dieser Resilienz sind Auszeiten, die es dir ermöglichen, deine mentale und körperliche Stärke wiederaufzubauen. Doch warum sind Pausen so essenziell und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen diese These? Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen.

Was ist eigentlich eine Auszeit?

Eine Auszeit lässt sich als eine bewusste Unterbrechung der alltäglichen Aktivitäten definieren, die dir dazu dient, dich körperlich und geistig zu erholen. Diese Unterbrechung kann kurz oder lang sein und umfasst sowohl geplante Pausen im Tagesverlauf als auch längere Erholungsphasen wie Urlaub oder Wochenenden. Eine Auszeit ist eine Phase der Inaktivität oder der reduzierten Aktivität, die dir Gelegenheit gibt, Stress abzubauen, dich zu regenerieren und neue Energie zu tanken. Sie kann verschiedene Formen annehmen, darunter:

  • Mikropausen: Kurze Pausen von wenigen Minuten, die regelmäßig über den Tag verteilt sind.
  • Erholungspausen: Längere Pausen, wie Mittagspausen oder Wochenenden, die der umfassenderen Regeneration dienen.
  • Urlaub: Ausgedehnte Zeiträume der Abwesenheit von der Arbeit, um tiefere Erholung und Entspannung zu erreichen.

Der englische Begriffe Time-Out macht in seiner Schreibweise noch deutlicher, dass die Zeit hier einfach einmal kurz still steht, bis es wieder wie gewohnt aber etwas gestärkt weitergehen darf.

Auszeit versus Regeneration

Was unterscheidet eine Auszeit von Regeneration?

Auszeit und Regeneration sind eng miteinander verbunden, doch es gibt Unterschiede:

  • Auszeit bezeichnet den aktiven Prozess, dir bewusst eine Pause von den alltäglichen Anforderungen und Aktivitäten zu nehmen. Es ist der Moment der Unterbrechung und der Loslösung vom Stress und Druck des Alltags. Auszeiten können vielfältig sein und müssen nicht immer in völliger Inaktivität bestehen – sie können auch Aktivitäten beinhalten, die du gerne tust und die dir helfen, abzuschalten.
  • Regeneration ist das Ergebnis einer Auszeit. Sie beschreibt den Zustand der Erholung und Wiederherstellung deiner körperlichen und geistigen Kräfte. Regeneration ist der Prozess, durch den dein Körper und Geist wieder in den optimalen Zustand zurückkehren, nachdem sie durch Stress und Anstrengung belastet wurden. Regeneration kann während der Auszeit stattfinden, aber auch während des Schlafs oder durch andere Formen der Erholung wie Sport oder gesunde Ernährung unterstützt werden.

Auszeiten nehmen: warum ist das so wichtig?

  1. Regeneration und Erholung
    Auszeiten sind der Schlüssel zur Regeneration. Ohne regelmäßige Pausen kann es zu chronischem Stress kommen, der langfristig deine Gesundheit beeinträchtigt. Auszeiten erlauben es deinem Nervensystem, sich zu erholen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
  2. Kreativität und Problemlösung
    Pausen fördern kreatives Denken und Problemlösungsfähigkeiten. Studien haben gezeigt, dass das Gehirn in entspannten Zuständen neue Verbindungen knüpft und innovative Ideen entwickelt. Eine kurze Unterbrechung kann oft der Schlüssel zu einer neuen Perspektive oder Lösung für dich sein.
  3. Emotionale Resilienz
    Durch Pausen kannst du deine Emotionen besser regulieren. Regelmäßige Auszeiten ermöglichen es dir, Stress abzubauen und deine Emotionen zu reflektieren. Dies führt zu einer stabileren emotionalen Basis und einer besseren Fähigkeit, mit Stress und Herausforderungen umzugehen.
Auszeit nehmen ist wichtig für deine Resilienz

Aktuelle Studien zur Bedeutung von Auszeiten

Eine Studie der University of Illinois (2011) untersuchte die Auswirkungen von Pausen auf die Aufmerksamkeitsspanne. Die Forscher fanden heraus, dass kurze, regelmäßige Pausen die Leistung und Konzentration verbessern können. Ohne Pausen nimmt die Aufmerksamkeit über die Zeit hinweg ab, was zu Fehlern und ineffizientem Arbeiten führt.

Eine weitere Untersuchung, die in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlicht wurde, zeigte, dass das sogenannte „Eureka-Erlebnis“ oft während inaktiver Zeiten, wie zum Beispiel beim Spazierengehen oder Tagträumen, auftritt. Diese Momente der Klarheit und Kreativität sind entscheidend für das Finden neuer Lösungsansätze und das Entwickeln innovativer Ideen.

Zudem belegt eine Studie der Harvard Business School (2020), dass Menschen, die regelmäßig Pausen einlegen und sich bewusst Zeit für Erholung nehmen, höhere Zufriedenheit im Berufs- und Privatleben berichten. Dies steht im direkten Zusammenhang mit höherer Resilienz, da Zufriedenheit und Wohlbefinden wichtige Faktoren für die psychische Widerstandsfähigkeit sind.

7 praktische Tipps für effektive Auszeiten

Was kannst du tun, um sinnvoll Pausen zu machen, damit du ausreichend Zeit für Ausgleich und Balance findest? Hier meine konkreten Vorschläge für dich dazu. Sorge auch dafür, dass du die für dich geigneten Erinnerungshelfer implementierst. Beantworte dir dafür die folgenden Fragen: Was kann mich davon abhalten? und wie kann ich mich daran erinnern? Vielleicht möchtest du dir eine Postit-Notiz an deinen Bildschirm kleben oder einen Alarm dafür einrichten? Wähle einfach das aus, was gut zu dir passt und eine realistische Chance hat, von dir auch umgesetzt zu werden.

1. Mikropausen einlegen

Kurze Pausen von 5-10 Minuten alle 60-90 Minuten können Wunder wirken. Diese Zeit kannst du nutzen, um aufzustehen, dich zu strecken, einmal durchzuatmen und nach deinen Grundbedürfnissen zu sehen. Fehlt es dir gerade an Wasser? Möchtest du Wasser wieder loswerden? Möchtest du ein paar Schritte draußen an der frischen Luft gehen?

2. Pomodoro-Technik anwenden

Die Pomodoro-Technik ist eine Methode des Zeitmanagements, die von Francesco Cirillo in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Das System verwendet einen Kurzzeitwecker/Timer, um Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte – die sogenannten pomodori – und Pausenzeiten zu unterteilen; so die Definition von Wikipedia.

Und so geht es: Teile deine Aufgaben in 25-Minuten-Einheiten ein. Zwischen den ersten vier Intervallen legst du jeweils 5 Minuten Pause ein, nach der vierten Arbeitseinheit folgt eine etwas längere Pause von 20 bis 30 Minuten.

Für mich persönlich eine sehr einfache und wirksame Methode, um konzentriert und effizient zu arbeiten und gleichzeitig auch regelmäßig Pausen einhalten zu können.

3. Achtsamkeit praktizieren

Achtsamkeitsübungen kannst du in jeden Alltag integrieren, wenn du dies wirklich möchtest. Achtsam im gegenwärtigen Moment sein. Wahrzunehmen, was brauche ich jetzt, damit es mir gut geht. Bis hin zu einfachen Atemübungen und einer tiefer gehenden Meditationspraxis, die dir dabei helfen können, deinen Geist zu beruhigen und deinen Körper zu entspannen. Schon wenige Minuten täglich können einen signifikanten Unterschied machen.

4. Natur erleben

Zeit in der Natur zu verbringen hat nachweislich positive Auswirkungen auf dein Wohlbefinden und kann dir helfen, Stress abzubauen. Ein Spaziergang im nahegelegenen Park oder eine Wanderung draußen in der Natur können deinen Geist erfrischen und dich auf andere Gedanken bringen.

5. Digital Detox praktizieren

Gönn dir ab und an eine bewusste Auszeit von digitalen Geräten. Dies reduziert die Reizüberflutung und gibt deinem Gehirn die Möglichkeit, sich zu erholen. Regelmäßige digitale Pausen, insbesondere vor dem Schlafengehen, können die Schlafqualität verbessern und insgesamt zu einer besseren Erholung beitragen. Hier kommt es nicht auf die Länge der Pausen an, sondern dass wir diese überhaupt bewusst einplanen und umsetzen.

6. Frage dich: Was tust du, wenn du nichts tust?

Eine wahrhaft spannende Frage ist, wann und wie wir überhaupt zur Ruhe kommen können. Was schenkt mir frische Energie, was gibt mir Kraft und stärkt mich? Erlaube dir, wirklich einfach mal nichts zu tun. Dich treiben zu lassen und nicht immer etwas erfüllen und leisten zu wollen.

7. Frage dich: wie will ich Pausen für mich gestalten?

Neben dem Stress bei der Arbeit, sind viele Menschen auch von Freizeitstress geplagt. Kennst du das: die Wochenenden sind schon lange im voraus konkret verplant. Und Im Urlaub soll jeden Tag etwas Spannendes unternommen werden? Damit Auszeiten nicht gleich wieder zu neuem Stress führen, empfehle ich einfach mal Zeit einzuplanen ohne vorher zu wissen, was genau da passieren soll. Auch das kann eine sehr spannende Reise – zu sich selbst – sein.

Fazit

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse untermauern die Bedeutung von Auszeiten für unsere mentale und körperliche Gesundheit. Indem wir regelmäßig Pausen einlegen und uns Zeit zur Erholung nehmen, stärken wir unsere individuelle Resilienz und sind besser darauf vorbereitet, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.

Nutze diese Erkenntnisse, um deine eigenen Pausen zu planen und achte bewusst darauf, wie sich diese Auszeiten auf dein Wohlbefinden und deine Leistungsfähigkeit auswirken. Dein Körper und Geist werden es dir danken.

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Quellen:

  • University of Illinois Study on Attention and Breaks, 2011.
  • „Psychological Science“ Journal, Study on Eureka Moments, 2014.
  • Harvard Business School Study on Breaks and Well-being, 2020.

Über die Autorin

Kristina Stifter

Kristina Stifter ist zertifizierte Resilienztrainerin, ganzheitlicher Coach, Meditationslehrerin und Anusara Inspired Yoga Teacher. Sie verfügt auch über eine langjährige Erfahrung als Betriebswirtin mit Schwerpunkt Marketing/Unternehmenskommunikation im Top Management in der IT-Branche. Sie hat 2022 die Sinnstifterei als lebendige Werkstatt für Resilienz und Achtsamkeit gegründet. Ihr Ziel ist es, die mentale Gesundheit von Menschen nachhaltig zu stärken.

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