Loslassen lernen – ein Weg zum inneren Frieden und zur Resilienz

Kristina Stifter

29. Dezember 2023

Das Leben präsentiert uns ständig neue Herausforderungen und Veränderungen – doch wie gehen wir damit um? Das Geheimnis liegt oft im Loslassen. In diesem Beitrag erkunden wir die Kunst des Loslassens und zeigen, wie die Tugenden der Resilienz eine Schlüsselrolle dabei spielen.

Das Lernen des Loslassens kann eine herausfordernde, aber auch sehr lohnende Reise sein. Insgesamt ist das Loslassen ein wichtiger Bestandteil eines gesunden und erfüllten Lebens. Es erfordert Mut, Akzeptanz, Selbstreflexion und die Bereitschaft, sich auf den Fluss des Lebens einzulassen. Indem man lernt, loszulassen, kann man Raum für Wachstum, Gelassenheit und inneren Frieden schaffen.

Warum und wofür ist es wichtig, loslassen zu können?

Der Denkansatz des Loslassen ist ein wichtiger Bestandteil vieler berühmter Lehrmeister und Denkschulen, wie im Buddhismus und in der Yoga-Philosophie. Der Zen-Meister Thich Nhat Hanh betont, wie essentiell es ist, nicht auf Distanz zu gehen und sich emotional abzunabeln, sondern sich mit Liebe und Mitgefühl zu verbinden, um auf die richtige Art und Weise loslassen zu können. Auch Buddha lehrte das Loslassen als eine Disziplin des „Edlen Achtfachen Pfads“, seiner praktischen Anleitung für ein erfülltes Leben.

Das Fähigkeit, loslassen zu können, ist also von entscheidender Bedeutung für das emotionale Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung. Hier sind 3 gute Gründe, warum das Loslassen wichtig ist:

  • Persönliche Entwicklung: Das Loslassen von alten Überzeugungen, Gewohnheiten oder Beziehungen schafft Raum für persönliches Wachstum und Entwicklung. Es erlaubt uns, dass wir uns neuen Möglichkeiten öffnen und individuell weiter voran kommen können.

  • Emotionales Wohlbefinden: Die negativen Folgen des Nicht-Loslassens können sich in Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsdefiziten, Depressionen, Panikattacken, innerer Anspannung und psychosomatischen Beschwerden manifestieren und schließlich sogar in eine Abhängigkeit, eine Sucht führen. Das Festhalten an unangenehmen Emotionen, wie Ärger, Wut oder Trauer, kann das emotionale Gleichgewicht also erheblich stören. Durch das Loslassen können wir diese Gefühle transformieren und Platz für angenehme Emotionen schaffen.

  • Inneren Frieden finden: Das Festhalten an negativen Emotionen oder hinderlichen Überzeugungen bindet Energie. Durch das Loslassen wird diese Energie freigesetzt und kann auf konstruktive Weise genutzt werden. Das führt zu mehr innerem Frieden. Das Vermögen, Dinge loszulassen, die uns nicht glücklich machen und nicht mehr förderlich sind, ermöglicht es uns, im gegenwärtigen Moment zu leben und ein erfülltes Leben zu führen.

Was bedeutet Loslassen und was bedeutet Loslassen nicht?

Loslassen bedeutet nicht:

gleichgültig sein / aufgeben / vergessen und verdrängen / keine Verantwortung übernehmen / Konflikte vermeiden / emotionslos sein / keine Gefühle mehr haben / alles Vorgefallene gut heißen / versuchen, stark zu sein / so tun, als ob nichts geschehen wäre

Loslassen bedeutet:

annehmen, was geschehen ist / angenehmen und unangenehmen Gefühlen Raum geben / akzeptieren, was wir selbst ändern können und was nicht / verzeihen und vergeben / sich Zeit nehmen / Veränderungen Zeit geben / sich erlauben, einen Neuanfang zu versuchen / darauf vertrauen, was kommt

Die Kunst des Loslassens liegt nicht darin, alles blindlings aufzugeben, sondern darin, die Fähigkeit zu entwickeln, zwichen Bewahren, was uns nährt und stärkt, und dem Loslassen von dem, was uns begrenzt oder belastet, zu unterscheiden.

Wie kann ich das Loslassen lernen?
Loslassen lernen auf körperlicher Ebene

Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, Stress abzubauen und das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren. Zum Beispiel durch das Üben von Hatha Yoga und Atemtechniken lernen wir, wie wir körperliche Spannungen erkennen und loslassen können. Wir erleben ein Gefühl von mehr Flexibilität und Geschmeidigkeit und unser Körper fühlt sich befreiter, leichter und lebendiger an.

Dieses bewusste Loslassen auf physischer Ebene kann dazu beitragen, das Verständnis für das Loslassen auch auf emotionaler und mentaler Ebene zu vertiefen und damit zu erleichtern, denn: die äußere Haltung beeinflusst unsere innere Haltung (und umgekehrt).

Die körperliche Resilienz kann auch mit professioneller externer Unterstützung gefördert werden. Bei unklaren körperlichen Beschwerden, sollten wir uns erlauben, professionelle externe, ärztliche oder therapeutische Hilfe aufzusuchen und in Anspruch zu nehmen.

Loslassen lernen auf mentaler Ebene

Schule deine Wahrnehmung für Dinge die du selbst beeinflussen kannst. Lasse die Gedanken an die Dinge los, die du nicht selbst beinflussen kannst.

Nimm dir regelmäßig Zeit für Selbstreflexion. Frage dich, was dich belastet und welche Dinge du möglicherweise loslassen solltest.

Praktiziere Achtsamkeit, um im gegenwärtigen Moment zu bleiben. Dies hilft, sich weniger von Vergangenem oder Zukünftigem überwältigen zu lassen. Frage dich: was brauche ich jetzt in diesem Moment?

Übe dich in Meditation und Konzentration, um den Geist zu beruhigen und störende Gedanken loszulassen. Durch regelmäßige Praxis lernen wir, wie wir Gedanken und Emotionen beobachten können, ohne uns an sie zu binden. Wir lernen das Loslassen auf mentaler Ebene, lassen Gedankenmuster und Glaubenssätze los und identifizieren uns generell weniger mit Gedanken und Emotionen.

Loslassen lernen auf emotionaler Ebene

Ein offener und ehrlicher Blick auf unsere Emotionen kann uns vieles lehren. Dieses Feld der emotionalen Resilienz birgt ein immenses Potential – insbesondere in der Geschäftswelt, in der sich noch viel zu wenig damit beschäftigt wird. Drei Dinge können wir hier konkret lernen:

Erstens: Wir können uns darin üben, Gefühle und Emotionen überhaupt einmal bewusst wahrzunehmen. Zweitens gilt es zu erkennen, welche Emotion sich da gerade Ausdruck verschafft. Ist es Ärger, Verachtung oder vielleicht Trauer? Drittens: Wir können lernen zu verstehen, dass jede Emotion immer ein wichtiger Hinweisgeber für unsere (nicht erfüllten oder verletzten) Bedürfnisse ist. Ärger zeigt sich beispielsweise bei Ungerechtigkeit, die Verachtung bei Verletzung unseres Selbstwertes und die Trauer erinnert uns an unsere wichtigen Werte.

Loslassen lernen auf seelischer Ebene

Unsere seelische Resilienz wird gestärkt, wenn wir uns weder an Ereignissen aus der Vergangenheit noch an Vorstellungen über die Zukunft festhalten. Es geht vielmehr darum, unserem Leben in der Gegenwart Sinn zu geben, gut mit unserer Intuition (und damit mit uns selbst) verbunden zu sein und mit Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Trainieren können wir dafür alle sieben Schlüsselkompetenzen der Resilienz.

Loslassen als Grundlage für Aufbruch, Neuanfang und inneren Frieden

Jedes Loslassen und jeder Aufbruch braucht Kraft und Mut. Woher nehmen wir jedoch die Kraft und den Mut, den Weg nach vorne anzutreten?

Oft erzielen wir schon rein dadurch Kraft und Energie, indem wir Altes hinter uns lassen und offene Dinge abschließen. Durch Aufräumen im Inneren wie auch im Außen gewinnen wir an Klarheit für anstehende Entscheidungen. Durch Reduzieren, Vereinfachen und Ordnen ist wieder mehr „Platz“ in unserem Leben und wir können unsere Kraft und Energie wieder auf wirklich wichtige Projekte lenken.

Woher nehmen wir jedoch den Mut, Schritte nach vorne auch zu gehen und nicht im Stadium der Wünsche und guten Vorsätze zu verweilen? Je mehr es uns gelingt auf unser Herz zu hören und uns selbst treu zu bleiben, umso mehr gewinnen wir auch an Selbstvertrauen, konkrete Schritte in die Wege zu leiten. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit wieder mehr darauf „was unser Herz uns sagt“ und was möglich ist und weniger darauf, was wir tun „,müssen“, oder was andere dazu oder über uns denken. Wenn wir weniger anhaften, mehr loslassen und so innerlich wieder freier werden in unseren Entscheidungen, dann spüren wir diese „Herzensenergie“  und werden belohnt mit Lebendigkeit und Freude.

10 kurze Tipps fürs Loslassen

  1. Wahrnehmen: Übe dich im Beobachten und schule deine Selbstwahrnehmung.
  2. Akzeptieren statt Widerstand: Lerne zu akzeptieren, was unvermeidlich ist.
  3. Veränderungen als Chance sehen: Veränderung ist die Natur des Lebens, sehe dies als Lernchance.
  4. Grenzen setzen: Respektiere deine eigenen Bedürfnisse: jedes Nein, das wir sagen, ist ein Ja für etwas anderes.
  5. Fokus setzen: Konzentriere dich auf die Dinge, die du selbst beinflussen kannst.
  6. Perfektionismus vermeiden: Erlaube dir und anderen Fehler zu machen, um fürs Leben zu lernen.
  7. Vergebung praktizieren: Erlaube dir, emotionalen Ballast loszulassen. Das heißt nicht, das Verhalten anderer gutzuheißen.
  8. Hilfe suchen: Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn das Loslassen besonders schwerfällt. Ein Gespräch mit einem Therapeuten oder Coach kann sehr unterstützend sein.
  9. für körperliche Bewegung sorgen: Das hilft, Stress abzubauen. Yoga, Meditation, ein einfacher Spaziergang können dabei behilflich sein.
  10. Geduld haben: Loslassen ist ein Prozess und ist oft nicht einfach. Daher nimm dir Zeit, sei geduldig mit dir selbst und feiere jeden kleinen Schritt als einen Erfolg.

Fazit

Die Kunst des Loslassens ist eine lebenslange Reise, die uns zu innerem Frieden und persönlichem Wachstum führen kann. Resilienz ist dabei ein wichtiger Schlüssel, der uns befähigt, die Herausforderungen des Lebens mit einer offenen und flexiblen Grundhaltung zu begegnen. Indem wir lernen, loszulassen, schaffen wir Raum für neue Erfahrungen und ermöglichen uns selbst, auf eine gesunde Weise uns weiter zu entwickeln.

Letztendlich geht es darum, die Vergangenheit zu ehren, die Gegenwart zu schätzen und der Zukunft mit Zuversicht entgegenzublicken.

Über die Autorin

Kristina Stifter

Kristina Stifter ist zertifizierte Resilienztrainerin, ganzheitlicher Coach, Meditationslehrerin und Anusara Inspired Yoga Teacher. Sie verfügt auch über eine langjährige Erfahrung als Betriebswirtin mit Schwerpunkt Marketing/Unternehmenskommunikation im Top Management in der IT-Branche. Sie hat 2022 die Sinnstifterei als lebendige Werkstatt für Resilienz und Achtsamkeit gegründet. Ihr Ziel ist es, die mentale Gesundheit von Menschen nachhaltig zu stärken.

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